Laissez (nix) faire
2007
Moin alle miteinander,
irgendwie war ich diese Woche dann doch zu oft mit anderen Dingen beschäftigt, um euch weiter auf dem Laufenden zu halten. Doch das wird hiermit nun geändert 🙂 Was soll ich sagen, nach meinen bisherigen Erfahrung mit der Bürokratie in Frankreich, gehört eigentlich jeder geschlagen, der sich auf das angeblich so französische „Laissez-faire“ beruft… Aktuelles Beispiel: Philip will einen Handyvertrag abschliessen.
Da sollte man ja eigentlich meinen, dass das recht unkompliziert gehen sollte, da ich am Donnerstag nun endlich auch meine Bankkarte erhalten habe (und in der Bank mittlerweile bekannt bin wie ein grüner Hund „Aaaaaaah, c’est vous…“) Da ich von Fabia wusste, dass man die Bankkarte braucht, um einen Handyertrag abzuschliessen, war ich nun froh, dies endlich in Angriff nehmen zu können. Tja, wie ihr wisst, bin ich ja der Handy-Mann in good old germany, hier in Frankreich bin ich jedoch eher Anfänger 😕 Warum? Nun, nachdem ich mit meiner Bankkarte zum Phonehouse gestiefelt war, um dort einen Vertrag abzuschliessen, erklärte mir der Sachbearbeiter, dass er neben meinem Ausweis und der Bankkarte auch noch den RIB benötigen würde. Der RIB ist ein Dokument, wo alle relevanten Daten meines Kontos aufgeführt sind. Also lief ich zu mir, um den RIB zu holen. Wieder angekommen staunte ich nicht schlecht, als nicht – wie in Deutschland üblich – einfach eine Kopie meiner Bankkarte gemacht wurde, nein, sie wurde auch von einem Zentralrechner meines Mobilfunkanbieters auf ihre Gültigkeit überprüft. Dumm gelaufen, hätte ich mal auf meinen Ansprechpartner in der Bank gehört und die Karte mittels eine Abhebung am Geldautomaten vorher aktiviert… So fand nun der schlaue Rechner raus, dass ich selbiges noch nicht gemacht hatte und verweigerte mir den Vertrag 😯 Na toll, da es schon nach Geschäftsschluss war, zog ich unverrichteter Dinge wieder ab und versuchte am Freitag erneut mein Glück. Diesmal hatte ich es mit der Chefin zu tun, die mich neben den schon bekannten Dingen auch noch nach einer Justification Domicile fragte… Auf meinen erstaunt bis irritierten Gesichtsausdruck hin erklärte sie mir, dass sie einen Nachweis meiner Vermieterin brauchen würde, dass ich auch wirklich da wohne! Ohhhh, da wurde ich aber gut sauer 👿 Nachdem ich meinen Ärger recht deutlich zum Ausdruck gebracht hatte, schaltete sie mir meinen Vertrag unter der Bedingung, dass ich die Dokumente heute nachreichen würde… So verbrachte ich den heutigen Vormittag damit, die passenden Dokumente aufzutreiben: Stromrechnung, Ausweis von meiner Vermieterin, handschriftliche Bestätigung, dass ich hier wohne 😯 So, und jetzt soll noch mal IRGENDWER sich über die deutsche Bürokratie beschweren… 🙄 Naja, da ich die Sachen nur gescannt hatte, der Shop weder über eine E-Mail Adresse noch über eine Möglichkeit zum Drucken der Dokumente verfügte, rettete mich Fabia – mein Helferin in allen Lebenslagen 🙂 – und ich konnte bei ihr die gewünschten Dokumente ausdrucken 🙂
Damit war der Tag schon etwas stressig angefangen, irgendwie hätte ich im Bett bleiben sollen. Aus meinem schönen Plan, mir einen Crêpe bei meinem Lieblings-Crêpe-Stand zu holen und danach in meiner Stammkneipe Bundesliga zu gucken, wurde leider nix 😥 Erstens war mein Crêpe-Mann nicht nur nicht da, sondern ein Anderer stand an seiner Stelle dort 😯 (bei solchen Dingen bin ich recht eigensinnig: nicht mein Crêpe-Mann, also auch kein Crêpe essen) Also stiefelte ich zu Fuss (in der Annahme schneller als die Metro zu sein) in 20 Minuten vom Forum des Halles zu meiner Bar (Metro St. Sebastien Froissart) um dort BuLi zu gucken. Zu meinen Erstaunen war erstens niemand im Keller und zweitens auch kein Fernseher an. Also lief ich wieder hoch und fand heraus, dass die BuLi heute auf dem neuen Flachbildschirm oben gezeigt werden sollte *freu* Dumm nur, dass ich den Konjunktiv des „sollte“ verwenden muss… 90 Minuten lang haben wir (4 Fussball verrückte Deutsche) verzweifelt versucht, den blöden Premiere Receiver davon zu überzeugen, dass er uns deutschen Fussball und nicht Englischen zeigen soll. Leider sind wir gescheitert 🙁 So eine Sch**** Das Werder dann auch nur 1:1 gegen Schalke gespielt hat, steigerte meine Laune auch nicht unbedingt… Ergo, läuft mal wieder nix so, wie man sich das so schön denkt…
Noch was zum Thema Bürokratie: Gestern habe ich nun endlich einen Apple-Mitarbeiterin ans Telefon bekommen, die mit mir über die Studentenkonditionen diskuttieren konnte (in Deutschland nimmt meine Uni am Apple on Campus Programm teil, dort bekomm ich 12% Rabatt, die Pariser Uni ist nicht teil des Programms, also nur 8%) Mein Ziel: Da Apple Deutschland nicht nach Paris versenden kann, wollte ich nun die Franzosen überzeugen, mir die gleichen Konditionen zu geben, wie in Deutschland. Zu meinem ausserordentlichen Glück hatte ich eine total nette HotlinerIN an der Strippe, die mir nach kurze Diskussion tatsächlich die 12% eingeräumt hat. Das keine meiner beiden Kreditkarten dann funktionierte und ich das nun per Ãœberweisung bezahlen muss, dass länger dauert als geplant und alle meine Pläne wieder durcheinander wirbelt nur am Rande. Sehr interessant aber, dass Apple Frankreich heute bei mir angerufen hat und meinem Mitbewohner erzählt hat, dass sie eine Kopie meines Ausweises brächten??? 😯 Hääääääääää, wieso dat denn nun? Versteh ich mal wieder überhaupt nicht, aber naja, ich buch das wieder unter dem „C’est la France“ Motto ab und hab denen dass schon geschickt. Mal sehen, was die noch so von mir haben wollen 😕 Ihr fragt euch vielleicht, wieso ich mir ein neues MacBook bestelle, wo ich doch schon eins habe. Kurze Erklärung: Kauft man bis zum 30.10.2007 ein Apple Computer zusammen mit einem iPod, bekommt man 130€ zurück. Also verkauf ich meiner Schwester mein akuelles MacBook, kauf mir die neue Revision, verkaufe meinen alten iPod mit 20-30€ Verlust gegenüber dem Neuen und erhalte so ein neues MacBook, inklusive dem neuen Betriebssystem (was seit gestern auf dem Markt ist und mich sonst 100€ so gekostet hätte) und dem neuen iPod für ca. 200-300€. 😉 Das, so denke ich, lohnt sich dann trotz meiner angespannten Finanzsituation schon. 😀
Ok, jetzt hab ich über fast alles geschrieben – nur mal wieder nix über die Uni…
Also, nachdem ich mich nach meinem Knock-Out vom Montag (den ich übrigen immer noch ein klein wenig merke, so dass das wohl echt ne Gehirnerschütterung war) am Dienstag nachmittag dann zu der Vorlesung über die Europäische Union geschleppt hatte, durfte ich feststellen, dass diese doch ziemlich doof ist. Auch wenn ich meine amerikanischen Freunde wohl im Stich lasse, aber die Vorlesung hab ich sofort wieder gestrichen. VIEL besser haben mir hingegen die Masterkurse am Donnerstag gefallen. Da habe ich einen Kurs „Empires, Colonisation, Postcolonisation“ und direkt danach „Systèms comparés: Afrique“. Also insgesammt 6 Stunden hinter einander, aber der Prof ist cool, die Kurse bauen aufeinander auf und das ganze hat Seminarcharacter 😀 Ergo, ich sitze mir 12-17 Leuten zusammen und diskuttiere die Texte zum Thema. Randbemerkung: Während ich mir in den Licence (Bachelor) Kursen recht alt vorkomme, hab ich in den Masterkursen das Gefühl, 3-4 Jahre übersprungen zu haben, da die doch alle deutlich älter sind, als ich. Da frag ich mich, was machen die Franzosen zwischen Licence und Master ❓ Naja, werd ich wahrscheinlich auch noch herausfinden 😉
So, dass soll’s erstmal gewese sein, ich düse jetzt zu ein paar Freunden und darf Chris wohl mal wieder mit seinem PC helfen 😉 Wünsch euch noch ein ganz schönes Wochenende! Ach ja, bevor ich’s vergesse. So langsam truddeln bei mir verbindliche Besuchdaten ein, wer mich also besuchen will, sollte sich das mal so langsam überlegen wann, damit ich mir einen Ãœberblick verschaffen kann 😀
Und weg, euer Philip
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