Eine Runde Mitleid für: Die Atomindustrie

Aug
2009
12

posted by on Deutsch, Environment, National

Moin,

heute hat sowohl das Handelsblatt als auch die Welt einen Artikel über die Probleme der Atomindustrie veröffentlicht, auf die ich mal eben ein wenig eingehen möchte. Interessanter Weise beschäftigen sich nämlich beide Artikel mit den Problemen der Atomindustrie. Heinz-Jürgen Schürmann von Handelsblatt schreibt von der „Blockierten Kernkraft“ während sich Florian Hassel mit seinem Artikel „Atomindustrie kämpft mit Nachwuchsproblemen“ in der Welt dem gleiche Problem nähert. Interessanter Weise ist der Ton der beiden Artikel sehr unterschiedlich. Schürmann widmet sich vornehmlich der „latenten Akzeptanzkrise“ und weniger den Argumenten pro / contra Atomkraft. Interessanter Weise liesst sich der Artikel so, als sei eine Verlängerung der Laufzeiten nach der Bundestagswahl eine ausgemachte Sache und er bedauert, dass in Deutschland kein neues Atomkraftwerk gebaut wird:

Bisher stehen weder von der Industrie noch von der Politik her neue Reaktoren hierzulande zur Diskussion. Hierdurch verliert Deutschland im internationalen Vergleich nachhaltig an Know-how. Für den Nachwuchs stellt die Kerntechnik angesichts der national unsicheren Perspektiven daher auf Dauer kein attraktives Betätigungsfeld dar. Die deutschen Stromproduzenten und die einheimischen Kraftwerksbauer können derzeit allein durch Engagements im Ausland in der Kernenergie expandieren. Diese neuen strategischen Weichenstellungen bergen Risiken; denn ohne Partner aus den Ländern mit neuen Reaktorstandorten liegen die Eintrittsbarrieren relativ hoch. Die Joint Ventures wiederum verteuern den Einstieg.

Das ist eine sehr interessante These. Man solle also Atomkraftwerke bauen, damit das Wissen um die Technik nicht verloren geht. Hmm, spannend wäre dann natürlich die Frage, ob es überhaupt Sinn macht, sich in diesem Bereich zu bilden, denn dann müsste man ja in der Atomkraft eine Zukunfstechnologie sehen. Genau das stellt Hassel in seinem sehr ausführlichen und gut geschriebenen Artikel nämlich in Frage. So führt er eine Vielzahl an Argumenten an, warum Atomkraft weder günstigen Strom liefern kann noch als Klimaretter dienen kann. Viele seiner Arguemente hatte ich schon hier angesprochen, dennoch lohnt sich die Lektüre des Artikels, da er mit wesentlich mehr Beispielen aufwartet und einen guten Überblick gibt. Bezogen auf das Argument von Schürmann schreibt er:

In den USA arbeiteten in den 70er-Jahren eine Million Menschen in der Atomindustrie, heute nur noch 100.000, so das Fachblatt „Nuclear Engineering International“. Allein bis 2014 stehen über 15.000 Kernspezialisten zur Pensionierung an. Der Industrieverband Center for Energy Workforce Development schätzt, dass 2012 im Nuklearbereich knapp die Hälfte der Stellen unbesetzt bleiben könnte

Das wäre natürlich schon wieder ein Argument, für ein Studium der Nuklaertechnik, allerdings unter anderen Vorzeichen. Da geht es nicht um einen Neubau, sondern allein um die Erhaltung der bestehenden Technik. Wäre schon doof, wenn wir am Ende mehr Atomkraftwerke in der Welt rumstehen haben als Fachkräfte, die die bedienen können. So gesehen kann man das Auslaufmodell Atomkraft doch als persönliches Zukunftsmodell begreifen – zeitlich befristet bis zur Rente.

Und weg, euer Strothi

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