Netzneutralität – Lasst dem Laster den Tempomat!

Sep
2009
23

posted by on Deutsch, International, Internet

Moin alle zusammen,

neben nationalen Themen rund ums Internet sollte man auch ab und zu mal einen Blick über den nationalen Tellerrand wagen und sich mit der gesamten Entwicklung des Internets beschäftigen. Das Thema in diesem Zusammenhang ist dabei die so genannte Netzneutralität. Was es damit auf sich hat, warum das wichtig ist und was ihr machen könnt, damit will ich mich im Folgenden näher beschäftigen.

Was bedeutet Netzneutralität?

Fangen wir also vorne an. Vielleicht hat der ein oder andere von euch zum Beispiel im Zusammenhang mit der Piratenpartei oder auf Netzpolitik.org schon mal davon gelesen, um was es eigentlich geht. Für die, die noch keinen Plan davon haben, will ich versuchen es kurz und einfach zu erklären. Das Internet an sich muss man sich als ein riesiges Netz von global miteinander verbunden Straßen und Autobahnen vorstellen. Wenn man nun eine Seite aufruft, wird eine Anfrage an einen Server irgendwo in der Welt gestellt und der schickt dann die benötigten Daten zurück. Also im Prinzip schickt man einen Motorradfahrer mit der Anfrage auf die Autobahn um dann einen LKW mit den Daten zurück zu bekommen. Netzneutralität bedeutet nun, dass der LKW alle Straßen und Autobahnen benutzten kann und auch nicht schneller oder langsamer als alle anderen fährt. Die unzähligen LKW verschicken die Daten in einem einheitlichen Tempo, egal was für Daten sie transportieren, verfügen also im Prinzip über einen vorher fest eingestellten Tempomat.

Warum ist Netzneutralität wichtig?

Nun gibt es in verschiedenen Ländern und bei verschiedenen Internetanbietern schon länger den Wunsch, dieses allgemein gleiche Tempo zu ändern, den Tempomat abzuschalten. Ein LKW soll zum Beispiel schneller fahren können als ein anderer. Die Anbieter argumentieren damit, dass sie ihren Service dadurch verbessern könnten. Eine E-Mail könnte zum Beispiel langsamer transportiert werden als ein Videostream, da letzterer vielmehr Daten braucht und die Datenleitung eng, die Autobahn begrenzt ist. In der Theorie hört sich das ja gar nicht so verkehrt an, nur gibt es da auch Gefahren, die nicht zu vernachlässigen sind. So stelle man sich vor, dass nun ein jeder Internetprovider selber entscheiden kann, wie schnell die LKW durch die Gegend fahren. Das könnte dazu führen, dass Google ganz schnell aufgerufen wird (weil die wahrscheinlich dann dafür zahlen würden), private Seiten wie zum Beispiel dieser Blog aber nur langsam aufgerufen werden können. Auch könnte man Filesharing-Dienste einfach ausbremsen, ebenso wie nicht-willkommene (politische, religiöse, „wasauchimmer“) Inhalte. Wie schon heute praktiziert, schliessen Mobilfunkanbieter zum Beispiel meistens aus, dass man über den Handyinternetzugang dann auch Skype und andere VOIP Dienste nutzen darf – der LKW bleibt einfach stehen. Damit der losfahren darf, muss Aufpreis bezahlt werden. Es entsteht also ein Ungleichgewicht, was die Macht der großen finanzstarken Anbieter und ISP stärkt und zu Lasten des „durchschnittlichen“ Internetnutzers geht.

Was passiert zur Zeit um uns drum rum und was kann man machen?

Gerade ganz aktuell wird in den USA daran gearbeitet, die Netzneutralität gesetzlich zu verankern. Darüber hat zum Beispiel gestern auch die ZEIT berichtet und bei Netzpolitik.org findet sich auch der Link zu der Vorlage der amerikanischen FCC, der dortigen Regulierungsbehörde. Neben des einheitlichen Tempos geht es in der Vorlage auch und insbesondere um die Transparenz, aber das könnt ihr auch in den verlinkten Artikeln nachlesen. Im Gegensatz zu den USA, sind die Europäer da mal wieder wenig progressiv. Hier wird eher auf wirtschaftsfreundliche Regeln gesetzt und der Netzneutralität keinen hohen Stellenwert eingeräumt. Um das zu ändern gibt es nun eine Petition, die genau das ändern will. Drüben bei netzpolitik.org findet ihr auch eine Übersetzung des englischen Originaltextes. Ich würde mich freuen, wenn ihr euch eben de 2 Minuten nehmt und die Petition mit unterschreibt. Denn die Netzneutralität ist ein kostbares Gut, das man gar nicht genug wertschätzen kann!

Also, auf zum unterschreiben!

Und weg, euer Strothi

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