HamMUN 2006

Dez
2006
06

posted by on Deutsch, MUN, Uni

Update 11.12.2006:

Die Organisatoren haben Bilder von der HamMUN online gestellt. Diese findet ihr hier Aufgabe: Such den Strothi 😉

Moin alle zusammen,

da ich leider gerade krank bin, habe ich nun genügend Zeit einen Bericht zur HamMUN zu schreiben. Der Bericht ist verdammt lang, aber danach habt ihr wenigstens einen guten Einblick, was man so bei einer MUN so macht. Fotos folgen später noch. Nun aber los:

Nachdem ich ja auf der Ersti-Fahrt eine kleine Workshop für die Erstis zum Thema MUN angeboten hatte, sollte es nun am vergangenen Donnerstag mit 13 Erstis, Julie und mir auf in Richtung Hamburg zur Hamburger Model United Nations Confernce gehen.

Donnerstag:

Der Donnerstag began damit, dass ich auf einmal mit zwei Absagen zu kämpfen hatte, die meine Planung ein wenig durcheinander wirbelten. Nachdem ich mich von meinem ersten Ärger erholt hatte, starte ich aber frohgemut mit den
Verbliebenen ins Abenteur HamMUN 2006. Wie gut es gewesen war, dass wir uns für den Zug um 12:28 Uhr entschiedene hatte und nicht für den eine Stunde später, merkten wir, als wir endlich in der JHB angekommen waren. So nahm die Registrierung, das Beziehen der Zimmer und das Umziehen (insbesondere das Krawatte binden 😉 ) doch mehr Zeit in Anspruch, als gedacht, so dass der Rest der Delegation, der schon vorgefahren und bei Freunden bzw. Verwandten in Hamburg übernachten wollte, ein wenig am Treffpunkt in der Uni auf uns warten musste…

Nachdem wir nun alle an der Uni Hamburg angekommen und registriert waren, setzte ich „meine“ Erstis im Rules-Workshop ab und begab mich zurück zur Registrierung um die Einrichtung meines W-Lan Zugangs in Angriff zu nehmen. Leider verwendet die Uni Hamburg in Gegensatz zur Uni Bremen einen speziellen Cisco VPN Clienten. Wie das eben so mit Windows-Software ist, dauerte daher die Konfiguration am Mac doch einiges länger als gedacht – aber irgendwann haben wir es dann auch geschafft und ich war endlich wieder online 😉 Leider musste ich später feststellen, dass ich überall Zugang zum W-Lan hatte, nur nicht in dem Raum, wo mein Komittee (ich vertrat Argentinien im Sicherheitsrat) tagte…
Kurz darauf fing auch schon die Opening Ceremony statt. Um 19 Uhr ging es dann zum ersten Mal ins Komittee, um die Agenda für die kommenden Tage festzulegen. Da ich mich im Sicherheitsrat nur mit 12 Ländern einigen musste, ging dies relativ schnell 😉 Zwei Länder waren leider ausgefallen, was sich im Verlauf der Sitzungen noch als recht ärgerlich herausstellen sollte, da die vorgeschrieben Mehrheit bei 9 Stimmen lag, bei nun nur noch 13 statt 15 vorhanden Stimmen, schon entscheidend. Die Agenda sah nun so aus: 1. Topic: Situation in North Korea; 2. Topic: Appeasing Middle East Dummerweise hatte der Sicherheitsrat zu beiden Themen gerade vor zwei Wochen eine Resolution verabschiedet, so dass wir uns recht schnell darauf einigten, Nord Korea nur über eine Statement des Sicherheitsrates aufzufordern, an den Tisch der Verhandlungen zurück zu kehren. Dies Statement sollte nun am folgenden Freitag verfasst werden, da ab 20 Uhr Rezeption angesagt war.

So traffen sich alle MUNler in der Eingangshalle eines Uni-Gebäudes und freuten sich über die Pizza. Für die 232 Teilnehmer waren 35 Familienpizzen bei Joeys bestellt worden… Die haben wohl das Geschäft ihres Lebens an dem Abend gemacht 😉 Da ansonsten nicht mehr viel anstand, zog ich mit ein paar Erstis aus meiner Delegation zu einem kleinen „Weihnachtsmarkt“ wo man Glühwein bzw. meiner einer Apfelpunsch konsumierte 🙂 In der Jugendherberge wieder angekommen beschloss ich mit Matthias und Wolle eine Runde Billiard zu spielen. Nach kurzer Kneipensuche stellten wir erfreut fest, dass man IN der Jugendherberge Billiard spielen konnte – 1 Stunde für 3 €, das’n Deal 😉 Leider hab ich es gleich im ersten Spiel geschafft, die schwarze Acht im flaschen Loch zu versenken… Aber dafür konnte ich mich dann im Anschluss im Spiel gegen Matthias behaupten 🙂 So endete der 1. Tag um ca. 2 Uhr.

Freitag:

Da von Donnerstag auf Freitag nur ein Teil der Delegation in der JHB übernachtet hatte, standen nun morgens um kurz vor neun der Rest vor der Tür. Um etwas Geld zu sparen, waren sie gependelt und dafür morgens um 5:30 Uhr aufgestanden, um den Zug nach Hamburg zu bekommen – Respekt! Meiner einer hatte irgendwie das Gefühl, überhaupt nicht geschlafen zu haben und wenn, dann muss es verdammt kurz gewesen sein 🙁 Naja, los ging’s um 10 Uhr mit einem Vortrag des amerikanische Generalkonsuls von Hamburg, zu dem wir verschlaffenen Nasen ein wenig zu spät kamen. Dafür war der Vortrag und insbesondere die eineinhalb Stündige Fragestunde echt super. Der Kerl war zwar ein klassischer Ami (Well yes, if I see all the european diplomats having studied for 12 or 13 years, that’s impressive. But even though I didn’t do this, I think I can compete with them anyway… 😉 ) aber trotzdem konnte man ihm gut zuhören und das, was er sagte, hatte Hand und Fuß 😉 Nach der Mittagspause ging es dann wieder in die Komittees. Nachdem wir das angesprochene Statement nun verfasst und verabschiedet hatten, wollten wir zum zweiten Topic übergehen.

Kleine Anmerkung zwischendurch: Bei anderen MUNs werden für den Sicherheitsrat Krisen simuliert, die dann gelöst werden müssen. Bei der HamMUN gab es eine solche simulierte Krise nicht, jedenfalls war keine geplant, wie uns die Chairs zu Anfang mitteilten. Aber wir als Komittee könnten uns ja eine Krise ausdenken, wenn wir wollten.

Genau dies tat nun der Delegierte, der Ghana vertrat, ohne Absprache mit dem restlichen Komittee. Es schrieb einfach mal so, dass in Nord Korea ein Volksaufstand im Gange sei. Haaaaaaaaaaallooooooooooo??? Hat der einfach Null Ahnung von Nord Korea gehabt oder vorher irgendwas geraucht? Nord Korea hat 20 Millionen Einwohner, 10 Million davon sind im Militär. So, und jetzt überlegen wir noch mal, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für einen Volksaufstand oder eine Revolution ist… – … NULL!!! Und schwupp, änderte das Komittee die Agenda und wir musste uns schon wieder mit Nord Korea befassen, diesmal allerdings unter völlig realitätsfernen Bedingungen. Verdammt was war ich sauer. Da aber der Rest des Komittees mit Ausnahme von Julie, die Dänemark vertrat, das anders sah, hatte ich keine Chance, das zu ändern. So endete die Session etwas frustrierend für mich abends um 20 Uhr.

Daraufhin fuhr ich mit meinen „Kleinen“ 😉 zurück zur Jugendherberge um mich in normale Sachen zu schmeißen um sogleich wieder loszufahren, um zur Party auf der Reeperbahn zu kommen. Anzumerken bleibt, dass wir in der JHB „An der Horner Rennbahn“ waren, die leider doch ne Ecke ausserhalb liegt. Bis zur Uni brauchten wir zwischen 30 und 40 Minuten, bis zur Reeperbahn fast ne Stunde. Dort angekommen trafen wir wieder auf unsere „Fremdschläfer“ um nach einer Essensstärkung den Club, der für die MUN-Party reserviert war, zu stürmen. Leider stellte sich dieser als eindeutig zu klein da, die Getränke als ein bissl teuer und die Musik war auch verbesserungswürdig. Dies führte dazu, dass ich mit dem Großteil meiner Delegation um halb drei wieder in der Jugendherberge ankam. Zudem konnte ich mal wieder feststellen, dass die Reeperbahn für mich einfach ÃœBERHAUPT nix ist! Laufen mir viel zu viele Idioten rum und auch der Rest is einfach nix für mich.
Samstag:

Der Samstag starte um halb acht mit entsprechend verschlafenen Gesichtern, da wir um 9 Uhr alle wieder in unseren Komittees erscheinen mussten. Ich hab es nicht einmal geschafft, pünktlich zu sein… Nicht, dass euch das jetzt wundern würde, aber hier konnte ich ja gut auf die etwas lässige latainamerikanische Einstellung verweisen, die ich als Argentinien ja verkörpern sollte 😉 Naja, im Verlaufe des Tages wurde über die Krise diskuttiert und Abgeordnete vom Internationalen Roten Kreuz und Amnesty International gehört. Irgendwann entschieden sich dann die Chairs, die Krise zu „beenden“ und ließen ein Statement vom Nord Koreanischen Regime verlesen, dass klar stellte, dass die Aufständischen besiegt seien und alles unter Kontrolle sei. Hatte ich vorher schon gedacht, dass der Sicherheitsrat hier ein wenig irreal handelte, verwandelte er sich nun in eine lächerliche Veranstaltung. Die Resolution, die schlussendlich verabschiedet wurde war einfach „not worth the paper written on“! Warum? Weil sie versuchte, eine Krise zu beenden, die es nicht mehr gab, eine humanitäre Katastrophe zu verurteilen, die in Nord Korea eher die Regel als die Ausnahme ist und das Land aufffordern wollte, Hilfsorganisationen ins Land zu lassen. Man kann fragen, bitten, whatever, aber das höchste Gremium der UN kann nicht fordern! Jedenfalls nicht in diesem Zusammenhang! Warum? Weil das ein Eingriff in die Souveränität des Staates darstellen würde. In diesem Fall stand also „Demands“… gegen „Asks“… Zu meinem Glück, hatte ich China auf meiner Seite, ausgestattet mit einem netten Veto-Recht 😉 Trotzdem diskutierten wir über eine Stunde noch über die beiden Wörter und einigten uns schliesslich auf „Calls upon“… Ähm, das soll stärker als „Asks“ sein? Aha 😉 Mittlerweile hatte ich mich mit dem Thema angefreundet, um doch noch was von der MUN zu habe. Trotzdem versuchte ich weiter, dass Thema in Richtung Appeasing Middle East zu bringen, gerade auch unter dem Punkt, dass das Thema am Wochenende mit der Belagerung des Libanesischen Regierungssitzes aktueller war als ever zuvor auf einer MUN. Schlussendlich gelang es mir, das Thema wieder auf die Agenda zu setzen. Offensichtlicher Weise, hatte der Rest des Komittees aber nicht so wirklich Lust, sich damit zu befassen, so dass es auch hier nicht wirklich voran ging. Schlussendlich einigten wir uns auch hier darauf, ein Statement zu verfassen und alle Parteien zur Ruhe aufzurufen.Abends stand nun der Delgates Ball an. Hierbei war Formal Dress gefordert, für die Männer ein leichtes, für die Frauen ein etwas weniger einfaches Unterfangen darstellte. Da wir ja alle sowieso im Anzug rumliefen, konnten wir diesen einfach anlassen. Unsere Mädels legten sich aber schwer ins Zeug und kamen mit schönen Ballkleidern zum Ball. Allerdings brauchten sie auch verdammt lange, um dort zu erscheinen, nicht wahr, Kristina? 😉 Der Ball war echt gut, durch geschickten Lichteinsatz hatte die Eingangshalle eine nette Atmosphäre bekommen, Getränke gab es kostenlos und ein kleines Buffet versorgte einen mit Suppe und belegten Brötchen. Das schnell Party-Stimmung aufkam, ist sicher dem Alkohol als auch dem guten DJ zu verdanken, der recht schnell gute tanzbare Musik auflegte 🙂 So blieben die Meisten von uns bis zum bitteren Schluss um 3 Uhr, nicht ahnend, dass wir aufgrund verspäteter oder nicht direkt anschlissend fahrender U-Bahnen erst um halb fünf wieder durch den Eingang der JHB wankten bzw. hinkten, nicht wahr, Mattias, Florian… 😉

Sonntag:

Nach zwei Stunden Schlaf ging es am Sonntag morgen daran, zu duschen, frühstücken, Sachen packen und aus den Zimmern zu kommen. Um 10 Uhr mussten wir draußen sein, um halb elf standen dann endlich alle im Foyer und waren Abreise fertig. Mit dem Gepäck bepackt ging es nun ein letztes Mal in die Komittees. Als ich dort mit über einer Stunde Verspätung eintraf, glaubte ich nach kurzer Zeit, im Kindergarten gelandet zu sein. So stand der Vertreter Japans in der formalen Debatte auf und forderte, nach kurzer inhaltlicher Rede zum Schluss, dass man doch ein paar Weihnachtslieder singen sollte. Als ich dachte, dass könnte nicht mehr getoppt werden, meldete sich der Abgeordnete vom Kongo zum ersten Mal überhaupt zu Wort und schlug doch glatt vor, dass man als Unterstützung für das Singen Rudolph the red nose raindeer einladen solle. Als dann der Amerikanische Botschafter aufstand und meinte, dass würde leider nicht gehen, weil Rudi in Washington beschäftigt sei, wäre mir beinahe der Kragen geplatzt. Due to diplomatic conduct blieb ich aber ruhig und erklärte innerlich die Leute für bescheuert! Nachdem nach diesem Spektakel noch das Statement zum Middle East Topic verabschiedet worden war, endete die Session und wir begaben uns zur Closing Ceremony. In dieser stellte jedes Komittee auf mehr oder weniger amüsante Weise kurz vor, was es gemacht hatte und natürlich wurde dann noch die klassischen Dankesreden gehalten. Im Anschluss konnte man noch einmal gemeinsam Essen und dann begab ich mich mit meiner Delegtion wieder zum HBF, um mit dem Zug um 15:15 Uhr wieder zurück nach Bremen zu fahren.

Anmerkungen und Fazit:

Anzumerken bleibt, dass mit die HamMUN von allen bisher von mir besuchten Konfernezen am wenigsten gefallen hat. Dies hat zum Einen damit zu tun, dass ich an etwas andere Abläufe gewöhnt bin, aber vor allem mit dem Komittee an sich. Sowohl der Sicherheitsrat selbst als auch die Leute haben mir diesmal einfach nicht gefallen. Ich liebe einfach die Auseinandersetzung mit gegnerischen Positionen und Resolutionen und dafür ist der Sicherheitsrat einfach zu klein bzw. immer dazu angehalten, möglichst auf Konsens zu arbeiten. Mit wenigen Ausnahmen fand ich die Leute einfach ein wenig zu überzeugt von sich und ein bissl arrogant. (Wie, du fährst nicht nach New Yor zur NMUN???) Vor allem der Gast-Chair aus Frankfurt hatte eine Art, Statements abzugeben, die das inhaltliche durch die Betonung ins Lächerliche zog. Wenn man an einer solchen Simulation teilnimmt, sollte man auch versuchen, dass ganze ernst zu nehmen. Das hat mir glaub ich bei allen ein wenig gefehlt. Vor allem in der Diskussion, um die Nord Korea Resolution habe ich einfach gemerkt, dass Viele an den Sicherheitsrat einfach Ansprüche hatten, die dieser im Real Life niemals wird erfüllen können/ dürfen. Schönes Beispiel ist da die Forderung in der Resolution gewesen, den Willen der Mehrheit des Nordkoreanischen Volkes zu respektieren. Das ist eine demokratische Forderung, die UN urteilt aber nicht über die SYSTEME. Egal ob Monarchie, Demokratie oder Autokratie, sind sie von der UN anerkannt als Staat, sind sie auch als solcher zu behandeln. Das diese Logik Einigen nach ihrem demokrarischem Verständnis zu wider läuft, kann ich ja verstehen, aber darum geht es einfach nicht. Schade auch, dass fast nur deutsche Teilnehmer mit dabei waren!
Egal, insgesammt hat es aber trotzdem Spass gemacht und eine interessante und lehrreiche Erfahrung war es allemal. Ich denke, dass ich zumindest einige aus meiner Delegation jetzt auch der MUN-Virus ergriffen hat (zumindest hoffe ich das 😉 ) und so wie ich es bisher gehört habe, bereut glaub ich keiner, mitgefahren zu sein. Schön war auch zu sehen, dass ich als „Papa“ der Truppe akzeptiert wurde und mich größtenteils durchsetzen konnte 😉

Gut, Respekt für die unter euch, die es bis hierhin geschafft haben 🙂 War viel Text, aber dieser Bericht sollte eben einmal einen Eindruck in eine MUN und vor allem das drum herum vermitteln.

Schönen Abend noch

Blubb und weg, euer Strothi

1 comment

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  1. Strothi erzählt was ihn bewegt… » In the end…
    [...] it doesn’t even matter… schreien gerade mal wieder ein paar besoffene Gestalten ins Mikro zwei Etagen unter mir. Soll…