3 Polizisten, ein Bürgermeister, Valerie et moi

Sep
2007
15

posted by on Deutsch, Livin' my Life

Moin alle zusammen,
zwar habe ich gerade kein Internet, da die Bibliothek geschlossen hat, die mir selbiges sonst kostenlos zur Verfügung stellt, aber ich dachte, ich schreib schon mal, was ich so am heutigen Tag erlebt habe und stell es dann morgen online 😉 (Nun ist’s online 😉 ):

Die erste Nacht wieder „allein“

Nachdem Imke mich ja nun gestern gen Heimat verlassen hat, stand mir meine erste Nacht alleine hier bevor. Wobei „alleine“ nicht so ganz zutreffend ist, da ich ab sofort ein Bett im Dorm, also im Gruppenraum habe. Das ist allerdings zu relativieren, da der „Gruppenraum“ aus drei Betten besteht 😉 Also alles ganz ok eigentlich. Meine eine „Mitbewohnerin“, Französin so um die Mitte 30 und schwer am lernen, verbrachte den ganzen gestrigen Tag im Zimmer, um sich auf irgendeine Prüfung vorzubereiten. Spät abends gesellte sich noch eine nette Slowakin zu uns, die ich seitdem aber nicht mehr gesehen hab, aber die wird gleich schon noch wiederkommen 😉 Nachdem ich in den ersten Nächten hier gar nicht bzw. sehr wenig geschlafen hatte, hoffte ich darauf, nun endlich Schlaf nachholen zu können. Tja, da hatte ich die Rechnung aber ohne die Französin gemacht, die einfach um fünf Uhr in der früh das Licht wieder anmachte, weil sie ja noch lernen müsste… Um kurz vor acht zog sie dann ab – na super…

Auf der Suche…

So hatte ich also wieder viel zu wenig geschlafen und wankte runter zum Frühstück. Dafür müsst ihr wissen, Imke und ich hatten im 5. Stock gewohnt, dass war schon gut anstrengend. Und genau, jetzt wohne ich im 6. … Naja, beim Frühstück unterhielt ich mich mit einer netten Australierin die seit fast einem Jahr immer mal wieder durch Europa tourt und das auch noch ein bissl machen will. Ähnlich interessant wie die nette Kanadierin, die ich am Vortag kennen gelernt hatte. Nun ja, nach dem Frühstück der erste Schock: Der kostenlose Internetzugang funktionierte aufgrund irgendeiner Störung in der Bibliothek nicht. Verdammt. Da ich nicht viel machen konnte, entschied ich mich, erstmal ein wenig Schlaf nachzuholen und im Anschluss in die Stadt zu düsen. Dementsprechend bin ich dann heute Nachmittag wirklich mehr oder weniger komplett quer durch Paris von einer Stelle zur anderen gedüst um mir Infos für die WG-Suche zu besorgen, die sich doch als recht kompliziert darstellt 🙁 C‘est la vie. Dafür hab ich mir jetzt auch mal die Cité Universitaire (riesiger Wohnheimkomplex) angesehen und gut gestaunt, wie cool das da ist. Dumm nur, dass die Wohnheime wirklich genau auf der anderen Seite der Stadt liegen als meine Uni, also wirklich nicht erreichbar, so wie ich mir das schon gedacht hatte…

Eingeschlossen

Um kurz vor 20 Uhr war ich dann wieder in meinem Hostel und rannte noch mal kurz rüber zur Bibliothek (30m entfernt) um Mails zu checken, denn das Internet tat‘s wieder 🙂 Wenige Minuten später machte die Bibliothek zu. Und zwar so, dass die Durchsage kam, „Wir schliessen“, gleichzeitig das Licht ausging und ich direkt vor die Tür gesetzt wurde – nix mit ankündigen wie in Deutschland. Naja, mir egal, also saß ich auf der Stufe vor der Bibliothek um noch ein wenig im Internet zu surfen und die Abendsonne zu genießen. (Jaa, ich laufe hier nur im T-Shirt rum weil es so richtig schönes Wetter ist!!!) Kurze Zeit später klopft es hinter meinem Rücken an die Tür! Ein etwas verwirrt/ängstlich drein schauendes Mädel guckt mich erwartungsvoll an, dass ich ihr die Tür öffne… Nun, da ich das verständlicherweise schlecht konnte, ließ ich vom Hostel aus die Polizei rufen. Die brauchten allerdings eine gute halbe Stunde bis zu uns. Doch Pustekuchen, ausser das nun drei französische Polizisten mich umringten und meine persönlichen Daten haben wollten, passierte nix. Angeblich sollte in einer weiteren halben Stunde jemand kommen und die Tür öffnen… Es kam auch jemand, präziser der Bürgermeister vom 18. Arrondissement, doch der hatte weder einen Schlüssel noch eine Ahnung, wer einen Schlüssel haben könnte… Etwas ungläubig verfolgte ich von aussen und Valerie, die arme Eingeschlossene, von innen, was vor sich ging. Nach ein paar weiteren Telefonaten sollte nun in 25 Minuten jemand kommen, der für ALLE Bibliotheken in Paris zuständig ist. Hallo, geht‘s nicht noch komplizierter? Naja, die 25 Minuten schlichen vorbei und auch die drei Polizisten verließ so langsam ihre gute Laune. Weitere 20 Minuten später kam dann endlich jemand. Doch anstatt mit Schlüssel, erschien er mit einem Werkzeugkoffer. Ziemlich erstaunt verfolgte ich, wie das Schloss mit roher Gewalt aufgebohrt wurde, was weitere 5 Minuten dauerte… Doch danach war es geschafft und Valerie endlich draußen! 2 Stunden waren seit ihrem Klopfen vergangen, doch nun war‘s geschafft 🙂 Fazit: Trotz Frankreichs (unbestreitbarer) Bürokratie herrscht hier auch gut Chaos 😉 So hatte ich nun einen etwas anderen Abend als gedacht, aber hey, dafür hab ich eine Freundin mehr gewonnen und morgen suchen wir gemeinsam eine WG für mich 🙂

So, ich geh mich jetzt mal duschen. Da ich dies hier ja erst morgen online stelle, wünsche ich euch dann mal ein schönes Wochenende!

Und weg, euer Philip