La vie en France

Okt
2007
05

posted by on Deutsch, Livin' my Life, WG

Moin alle zusammen,

nun liege ich ganz entspannt in meinem Doppelbett (ok, ich geb zu, es sind einfach nur zwei große Matratzen übereinander, aber wir wollen ja nicht kleinlich sein, oder? 😉 und dachte, ich schreib euch mal von meinen Eindrücken so als Fake-Franzose 😉 Aber Achtung, hierbei handelt es sich mal wieder um einen kleinen Endlosroman 😉

Uni
Eigentlich kann ich dazu noch gar nicht so viel sagen, denn bisher hatte ich nur einen Kurs. Ja genau, EINEN! Irgendwie fangen die hier ganz entspannt an… Ein Prof kam und meinte direkt, dass wir erst nächste Woche anfangen würden, da war das noch ok, denn vormittags hatte ich schon einen Kurs gehabt und konnte nach Hause fahren. Heute musste ich zu meinem Ärger allerdings feststellen, dass die Kurse, die ich mir für Donnerstag und Freitag ausgesucht habe, erst in zwei Wochen anfangen. Na toll… So kann ich also noch nix groß zu den Kursen sagen. Der Kurs den ich bisher hatte war wie befürchtet: Prof steht geschlagene 3!!! Stunden vor dem Kurs rum und erzählt, was er sich so denkt. Um Andrej zu zitieren „Ich könnt mich da jetzt auch vorne hinstellen und meine Meinung zum Besten geben!“ Das dazu. Ansonsten gefällt mir die Uni ganz gut. Ist genauso hässlich wie Bremen (auch so in den 70ern erbaut) und ebenfalls eine Campus-Uni. Einzig die Bibliothek ist niegel nagel neu, mal sehen, ob der Inhalt hält, was das Erscheinungsbild verspricht 😉 Kathastrophe für mich: Es gibt kein W-Lan!!! Haaaaaalloooooo, was soll das denn bitte? So bin ich nun Stammgast im modernen Computerraum wo ich mich mit Windoof und der doofen französischen Tastatur rumärgern muss… Quel dommage! Ein Thema für sich ist noch die „Mensa“, wenn man das denn so nennen will: Es gibt keinen Essensplan (unter dem schönen Motto: It‘s not a bug, it‘s a feature :-D) und so weiß man nie, was man nun eigentlich bekommt (Manchmal auch nicht, wenn das Essen schon auf dem Teller ist… 😉 ) Das ganze funktioniert folgendermaßen: Wenn man sich in die Schlange an der Treppe zur Mensa eingereiht hat und die Stufen hochstapft, sollte man sich vorher überlegt haben, ob man sich auf das Abenteuer einlässt – Rückzieher nicht zu empfehlen… Nun geht man an einer Theke entlang, an der man sich einen kleinen „Salat“ (ne Tomate, nen bissl Grünzeug oder ähnliches), nen Obst (Apfel, Banane, Birne) und nen Joghurt oder Vergleichbares als Nachtisch nehmen kann. Dann kommt das eigentliche Essen – einmal als Version Fisch, einmal als Version Fleisch (Ich glaub, ich hab noch nie so viel Fisch hintereinander gegessen, bevor ich raus hatte, dass es auch Fleisch als Option gibt…) – alle die jetzt grinsen, glaubt ja nicht, dass man das alles so auf den ersten Blick unterscheiden könnte… Dann kann man sich noch nen Brötchen nehmen und dann löhnt man den Fixpreis von 2,80€, was angesichts der Menge der Dinge schon in Ordung geht. Angenehm auch, dass man hier überall kostenlos Wasser automatisch dazugestellt bekommt – so auch in der Mensa. Tja, zum Essen selbst, was soll ich sagen, das Meiste lässt sich essen, aber mehr auch nicht. Da vermiss ich die Bremer Mensa echt, da liegen WELTEN dazwischen! Meine anfängliche Sorge während des Sprachkurses, wie das denn klappen soll, wenn die 20.000 Franzosen noch mit in die Mensa wollen (die wir 150 Fremdlinge schon so zur Hälfte füllen) hat sich übrigens erledigt. Des Rätsels Lösung: Der erste Kurs geht von 9-12, der Nächste von 12-15 Uhr. Gegessen wird dann halt nicht… Soweit zur Uni.

Wie meine WG mich fand…

Endlich hab ich nun meine WG gefunden und sie kommt meinem Ideal doch schon recht nahe, dummerweise hab ich 2 Wochen länger gesucht als nötig: Warum? Nun, nachdem ich am 10.9. hier angekommen war, bekam ich am 15.9. eine Sms mit einem Angebot für eine WG für 650€. Zu der Zeit war aber meine Hoffnung, noch etwas Günstigeres zu finden, noch vorhanden, so dass ich zurückschrieb, dass 600€ pro Monat mein absolutes Limit seien. Auch das Angebot, dann eben 600€ plus ca. 20€ Strom und 15€ Telefon & Internet erschien mir noch zu teuer. Also suchte ich weiter, in der Hoffnung, doch noch was Anderes zu finden. Nachdem ich bis zum letzten Samstag immer noch nichts gefunden hatte und nun nach Appartements suchte, bekam ich abends erneut die SMS, über die 650€. Etwas irritiert schrieb ich zurück, dass ich, wie schon geschrieben, mehr als 600€ nicht bezahlen kann. Sonntag morgen kam wieder das Angebot, wie schon zuvor, 600€ plus Strom und Telefon und ich sollte mir doch mal die Mail angucken. Gut dachte ich mir, bezahlte unverschämte 2€ für eine halbe Stunde Internet in meinem Hostel und ging online. In der Mail waren neben vielen Beschreibungen über das Angebot auch noch ein paar Internetadressen angegeben – unter anderem eine Blogseite mit Bildern der WG. Diese gaben den Ausschlag, mir das Ganze doch mal genauer anzuschauen, denn wie schon beschrieben, befindet sich meine WG in einem echt alten typischen Pariser Stadthaus – genau das, was ich wollte. Auch der check der Anbindung zur Uni (25 Minuten) und die Nähe zu meinem Hostel (und somit die nette Umgebung im 18. am Fuss von Montmatre), erschienen ideal. Also machte ich mich Mittags auf den Weg zur WG, um mir das Ganze mal genauer anzuschauen. Nach einer kurzen Besichtigung war mir klar, hier will ich einziehen (allein der geräuschlose alte Aufzug machte das Ganze unheimlich reizvoll, zudem ein echter Backofen, eine Waschmaschiene und ein großes Bett!!!) Nach einem Schnack mit der Besitzerin (eine wirklich coole französische Ärztin, die für Ärzte ohne Grenzen schon durch die halbe Welt gereist ist und nun in Brüssel wohnt) war klar, dass sie wohl mit mir einverstanden wäre (zum Glück hatte ich in Deutschland schon die meisten Unterlagen vorbereitet, so dass ich auch als Ausländer gute Chancen hatte). Danach unterhielt ich mich nen Ründchen mit meinem Mitbewohner (Anthony, 27, arbeitet als Financial Assistent oder so) den ich glaub ich dadurch überzeugte, dass er Englisch üben will und wir somit einen gegenseitigen Vorteil haben. Dennoch war ich mir nicht sicher, ob ich genommen werden würde, auch, weil ich ja nun 50€ weniger zahlen wollte als die anderen Bewerber. Dennoch erhielt ich abends den besagten Anruf, dass die Antwort positiv sei 🙂 Entscheidend für meine Vermieterin, mir mit dem Preis entgegenzukommen, ist dabei wohl gewesen, dass Anthony und ich gleichzeitig ausziehen werden. Joa, 15 Minuten nach ihrem Anruf stand ich mit ihr und den Unterlagen in einem dieser verdammt teuren Call-Shops die von den Indern hier betrieben werden, um meine Mutter anzurufen. Diese durfte sodann ihre Französisch-Kenntnisse wieder ausgraben und meiner Vermieterin bestätigen, dass ich das Zimmer mieten dürfte bzw. finanziell könnte und sie als Garant für mich gerade stehen würde. Eine Stunde später hatte ich die Verträge unterzeichnet und den Schlüssel in der Hand 🙂 Randbemerkung: Ich entschied, den abend mit Freunden zu feiern und erst am Montag morgen einzuziehen. DAS hätte ich echt mal anders entscheiden sollen, denn die vier Iren in meinem Dorm veranstalten ein Schnarchkonzert, dass könnt ihr euch nicht vorstellen… Nach dem gescheiterten Versuch, so einzuschlafen, entschied ich, ihr Schnarchen via iPod zu übertönen. Gesagt, getan, eingeschlafen. Dumm nur, dass ich eine recht kurze Playlist gewählt hatte und sofort wieder wach war, als die Musik aufhörte. Dumm auch, dass ich das gleiche noch mal erlebte. Noch dümmer, dass ich, als ich dann endlich eine endlos Playlist eingestellt hatte, nach einer Stunde schon wieder wach war, weil die Batterie des iPod aufgegeben hatte… Das zu meiner letzten Nacht im Hostel 😉

La vie en France

Nun leb ich seit wenige Tagen hier und merke so langsam, wie ich wirklich entspanne. Wer mich in diesem Jahr ein wenig erlebt hat weiß, wie viel Stress ich hatte und wie wenig Zeit für alles bzw. euch (sorry). Nun habe ich schon ZWEI Bücher gelesen! Bücher lesen, das mache ich sonst nur in Ferien, aber so ähnlich soll das hier ja auch sein 🙂 So langsam arbeite ich auch Stück für Stück die noch liegen gebliebenen Dinge ab und fange an, Paris zu genießen 🙂 Einzig gestern war irgendwie der Wurm drin. Nach einem durchwachsenen Tag freute ich mich auf das Werder-Spiel – nach dem 8:1 Sieg über Bielefeld waren meine Hoffnungen auf einen Sieg doch nicht ganz unberechtigt. So fuhr ich zu der Sportsbar, in der das Spiel übertragen werden sollte und wollte mir einen netten Abend machen. Dumm nur, dass das Receiver seinen Geist aufgab, ich mir daraufhin Liverpool gegen Marseille angucken „musste“ und Werder auch noch 3:1 verlor (Kann mir mal bitte irgendwer erklären, WARUM?) Naja, dann hab ich bis um 3 Uhr den einen Krimi zu Ende gelesen um um halb acht aufzustehen, zur Uni zu torkeln und dann festzustellen, dass der Kurs erst in 2 Wochen anfängt. Na danke 🙁 Dafür war der Abend heute aber echt cool. Unser Wohnzimmer hat sich direkt mal bezahlt gemacht, so haben Anthony und ich gemeinsam zu Abend gegessen und uns im Anschluss Folgen von Desperate Housewives angesehen und gequatscht. Fein fein 🙂

Abschlussbemerkungen

1. Nur mal so zur Info, das heutige Telefonat mir meiner Family und Steff (ca. 28 Minuten insgesamt) hat mich exact 4,80€ gekostet!!! Autsch… Ok, spätestens in 2 Wochen haben wir endlich Internet und Telefon. Das coole dabei, mit dem Telefon kann ich kostenlos nach Europa, USA, Canada etc. telefonieren – bis dahin herrscht aber Funkstille!
2. Ok, Frankreich ist teuer. Ok, Paris ist teurer. Aber hey, warum muss ich hier z.b. für Schinken doppelt soviel zahlen wie in Bremen, warum gibt es keinen Gouda, keine vernünftige Schokolade und wieso sind die Kassiererinnen so verdammt langsam? Praktisch allerdings, dass man hier zu fast jeder Tages und Nachtzeit einkaufen kann (jedenfalls bei den kleine Supermarché von unseren indischen/türkischen/woherauchimmer Freunden). Unpraktisch allerdings, wenn die für eine verdammte Backofenpizza fast 9€ haben wollen. Tz, da hol ich mir dann halt lieber nen Döner von gegenüber, der hier allerdings Grec heißt und doch ne gute Ecke kleiner ist, aber dafür gibt‘s für 20ct Pommes dazu. Nun ja, ich werd mich noch an so einiges gewöhnen müssen, aber des wird schon.

So, jetzt haben wir‘s wieder 3 Uhr, aber morgen bzw. heute kann ich ja ausschlafen und morgen stell ich diesen Text dann mal online, wenn ich mal wieder in der bekannten Bibliothek sitze…

Und weg, euer Philip